Hier ein paar Zeitungsberichte aus dem Engel.
Vielen Dank an die Redakteurin der Braunschweiger Zeitung Frau Katharine Lohse, die unseren Engel mit ihren berichten zu etwas ganz besonderen gemacht hat.
INNENSTADT-HANDEL
Foto: Bernward Comes
Was genau in ihrem Geschäft zu haben sein wird, das kann Nancy Kaiser nun wirklich noch nicht sagen. Wenn sie am 2. April ihren Laden eröffnet, wird sie kein bestimmtes Produkt anbieten, sondern das, was ihre Kunden bei ihr verkaufen wollen. Sie vermietet Regalfächer, in denen jedermann seine Waren in Szene setzen kann. Das Prinzip, sagt Kaiser, sei das eines Flohmarktes. Nur, dass der zu den normalen Ladenöffnungszeiten und überdacht stattfindet.
Mit ihrem Geschäft „Regal Engel“ füllt die 47-Jährige eine Lücke, die ein Schuhladen im Bohlweg-Tunnel zwischen Damm und ehemaligem Galeria-Kaufhof-Gebäude hinterlassen hatte. Laut dem Vermieter, der Stadt Braunschweig, wurde durch Kaiser eine „ansatzlose Anschlussvermietung“ möglich. 180 Regaleinheiten stellt Kaiser in ihrem Geschäft zur Verfügung. Angeboten werden kann Gebrauchtes wie Handgefertigtes. Einzig Dinge wie Lebensmittel, Mobiltelefone und E-Zigaretten sollen bei ihr nicht zu finden sein.
Ein Geschäft von und für Schnäppchensucher
Die Idee hat Kaiser aus Berlin mitgebracht, wo sie lange gelebt hat. Mit 14 Jahren zog sie aus Braunschweig dorthin zu ihren Großeltern. Vor vier Jahren kam sie der Liebe wegen wieder in die Löwenstadt zurück. Die Selbstständigkeit ist für sie ein ganz besonderes Projekt, mit dem sie aus dem Bezug von Arbeitslosengeld II heraus startet. In Braunschweig habe sie zunächst als Haushälterin gearbeitet, bis sie in der Corona-Pandemie arbeitslos wurde.
Als Unternehmerin will sie nun Menschen helfen, die in ähnlichen Situationen stecken, aus unterschiedlichen Gründen wenig Geld haben, oder Menschen, die einfach ein Schnäppchen suchen und gerne auf Flohmärkten stöbern. „Ich will gerade die erreichen, die wenig haben“, sagt Kaiser. „Ich sehe jeden Tag Menschen, die jeden Cent drei Mal umdrehen müssen.“ Sie sollen zum einen die Gelegenheit haben, sich günstig etwas leisten zu können. Zum anderen will Kaiser ihnen ermöglichen, Waren gegen Gebühr ohne viel Aufwand anbieten zu können. Kaiser: „Ich sage immer: aus Alt mach Neu.“ Übrigens auch online. Einige Waren will sie auch im Netz präsentieren.
Auf dem Weg zur kleinen Einkaufsmeile?
Für das Ladenlokal im Bohlweg-Tunnel hatte sich Kaiser zuerst gar nicht interessiert, weil sie etwas größeres gesucht habe. Aber dann habe sie von den Geschäftsräumen geträumt und sich dann näher damit auseinandergesetzt. Mietpreis und Ort stimmten. „Ich kann bei Wind und Wetter Waren rausstellen.“ Auch habe sie sich genau angesehen und gezählt, wie viele Menschen den Laden passierten. Und das seien zahlreiche gewesen – obwohl ein großer Magnet, Galeria-Kaufhof, ausgezogen ist.
Neben „Regal Engel“ sind im Bohlweg-Tunnel noch zwei weitere Geschäfte zu finden. Ob sich weitere Mieter finden und sich der Tunnel wieder zur kleinen Einkaufsmeile entwickelt, ist ungewiss. Kaiser hat mit ihrem Laden einen weiteren Schritt in diese Richtung gemacht. Doch die Rolltreppen stehen noch still. Und es noch gebe kein städtebauliches Konzept für das ehemalige Galeria-Gebäude und das Umfeld, hieß es von der Stadt Braunschweig. Und so könnten auch noch keine Planungen „über die künftige Art und Weise der Nutzung des Bohlweg-Tunnels angestellt werden“.
BRAUNSCHWEIG.
Mit ihrem Geschäft „Regal-Engel“ hat sich Nancy Kaiser im April selbstständig gemacht. Jeder kann dort Waren anbieten.
Seit Anfang April ist im Bohlweg-Tunnel zwischen Damm und ehemaligem Galeria-Kaufhof-Gebäude jeden Tag Flohmarkt. Inhaberin Nancy Kaiser bietet kein bestimmtes Produkt an, sondern das, was ihre Kunden bei ihr verkaufen wollen. Sie vermietet Regalfächer, in denen jedermann seine Waren in Szene setzen kann. Das Prinzip, sagt Kaiser, sei das eines Flohmarktes. Nur, dass der zu den normalen Ladenöffnungszeiten und überdacht stattfindet. Das Geschäft sei besser gestartet, als sie gedacht hat, sagt Kaiser.
22 Kunden hat sie derzeit, die Regalfächer anmieten und dort ihre Waren anbieten. „Das ist eine Menge. Ich hatte mit weniger gerechnet.“ Demgegenüber stehen rund 200 Kunden, die bisher in ihrem Laden nach Secondhand-Artikeln oder Selbstgemachtem gestöbert haben. Viele vermietete Fächer seien bereits geleert. Um die Osterzeit seien selbst gefertigte Holzartikel, beispielsweise Steckobjekte für den Garten, sehr gut gelaufen. „Da habe ich den Kunden angerufen und gefragt, ob er noch Nachschub liefern kann.“
Kaiser verkauft in ihrem Flohmarkt-Laden Selbstgemachtes und Secondhand-Artikel
Neben selbst gefertigten Objekten aus Holz, darunter beispielsweise auch Fahrräder oder Kerzenständer mich Holz-Herz, bieten Kaisers Kunden beispielsweise auch selbst gemachten Schmuck, Karten oder Servietten-Ideen an. „Eine ältere Dame hat selbst genähte Handtaschen verkauft, die gingen gut weg.“ Aber auch Kleidung und Einrichtungsgegenstände aus zweiter Hand sind bei Kaiser zu finden. Oft nachgefragt werde Kleidung für Kleinkinder. „Die hat bisher aber noch niemand zum Verkauf gebracht.“ Dabei habe sie doch immer etwas für die Kinder da, sagt sie und zeigt eine große Box mit Bonbons, die unter dem Verkaufstresen steht. Auch Luftballons liegen bereit, um den Kleinen eine Freude zu machen.
Auch ein Spendenfach hat Kaiser eingerichtet. Dort können Artikel verkauft werden, deren Erlös in einen Spendentopf kommt. „Wenn es im Sommer sehr heiß ist oder im Winter sehr kalt, möchte ich davon gratis kalten oder heißen Tee vergeben.“ Das könne jeder in Anspruch nehmen, der möchte, so Kaiser.
Jetzt wünscht sie sich vor allem, dass mehr Menschen als bisher, die an ihrem Laden vorbeigehen, auch mal hineinschauen.